Ein reisender Papst ist ein reitender Papst

Herausforderung für Mensch und Tier

Wenn Papst Franziskus reist, dann mit einer überschaubaren Begleitung. Im 15. Jahrhundert war das anders. Der Historiker Christopher Kast erzählt, wie die Kurie auf Reisen ging und welche organisatorische Meisterleistung nötig war.

Autor/in:
Christiane Laudage
Papst Franziskus an Bord eines Hubschraubers, während er nach Fatima (Portugal) fliegt. / © Paulo Cunha (dpa)
Papst Franziskus an Bord eines Hubschraubers, während er nach Fatima (Portugal) fliegt. / © Paulo Cunha ( dpa )

Was trug der Papst auf Reisen? Im 15. Jahrhundert ein Chorhemd, Albe und Stola, darüber einen Kapuzenmantel sowie eine kapuzenartige Kopfbedeckung. War das Reiseziel erreicht und der feierliche Einzug in die gastgebende Stadt stand bevor, dann wechselte der Papst in seine Pontifikalgewänder - genannt werden die Mitra und der Chormantel.

Der Historiker Christopher Kast hat sich mit reisenden Päpsten im 15. Jahrhundert beschäftigt. In seinem Buch "Der Papsthof auf Reisen" beschreibt er die organisatorische Meisterleistung, die dafür nötig war, dass alles funktionierte und die Herausforderungen, die die Gastgeber erwarteten. 

Unterwegs trotz Krankheit

Die Päpste Martin V., Eugen IV., Nikolaus V. und Pius II. (1417-1464) waren im fortgeschrittenen Alter, als sie gewählt wurden, erklärt der Historiker und zählt ihre Krankheiten auf. Sie litten an Gicht, und Nikolaus V. hatte außerdem mit Hämorrhoiden zu kämpfen. Aber es half nichts, sie mussten immer wieder auf Reisen gehen. Schließlich diente das der Durchsetzung päpstlicher Machtansprüche. Für widriges Wetter konnte niemand etwas.

So waren die Päpste unterwegs

Reisende Päpste sind reitende Päpste - so Kast, denn das war die ihrem Stand zugehörige Fortbewegungsart. Doch was tun, wenn die Gesundheit nicht mitspielte? Eine Möglichkeit war, wenn möglich, mit dem Schiff zu reisen oder man behalf sich mit einer Tragevorrichtung, auch sedia gestatoria genannt.

Einzug von Papst Paul VI., getragen auf der "Sedia gestatoria" (Tragstuhl), zum Abschluss des II. Vatikanischen Konzils am 8. Dezember 1965 auf dem Petersplatz im Vatikan. / © Ernst Herb (KNA)
Einzug von Papst Paul VI., getragen auf der "Sedia gestatoria" (Tragstuhl), zum Abschluss des II. Vatikanischen Konzils am 8. Dezember 1965 auf dem Petersplatz im Vatikan. / © Ernst Herb ( KNA )

Pius II. hatte enorme Probleme mit seiner Gicht; manchmal musste er die Reisen im Liegen absolvieren. Er hatte unterschiedliche Tragen im Gebrauch, wie der Historiker schildert. Eine bestand aus Leder und hatte sogar Fenster. Außerdem gab es ein Holzgestell, so Kast, das zwischen zwei Pferde gespannt wurde. Das ließ sich drehen und bot dem Papst sogar die Möglichkeit, seine Notdurft zu verrichten. Schneite es, dann stand ein Reiseschlitten zur Verfügung.

Viel Gepäck und ein Papagei

Die Päpste reisten damals nicht mit leichtem Gepäck - ganz im Gegenteil. "Das Reisegepäck der Kurie konnte einerseits aus Alltagsgegenständen bestehen wie zum Beispiel der Ausstattung der Küche oder andererseits um wertvolle Luxusgüter wie liturgische Kleidungsstücke oder Stoffe, die zur Einrichtung der päpstlichen Gemächer dienten", sagt der Historiker. Der päpstliche Papagei ging übrigens mit auf Reise.

Wie bekam man diese Dinge ohne Schaden an das Reiseziel? Unter anderem anhand von Rechnungen hat der Historiker herausgefunden, dass für das päpstliche Gepäck eigens Kisten gezimmert wurden. Diese anschließend in Drillich gewickelt, der vorher in Wachs getaucht wurde, und dann wurde alles mit dem päpstlichen Wappen versehen.

Ein Esel / © Dragonika (shutterstock)

Schwere Last für Maultiere

Das Reisegepäck wurde von Maultieren getragen, die manchmal unter der schweren Last tot zusammenbrachen. Die Maultiere wurden besonders geschmückt, sie bekamen mit dem Papstwappen bemalte Decken auf den Rücken gelegt und erhielten für die Einzüge in die gastgebenden Städte ein mit Glocken versehenes Hals- und Brustgeschirr. Ein Pferd im Zug des Papstes trug ein besonderes Gut, nämlich einen Kasten, in dem geweihte Hostien aufbewahrt wurde - es wird von Kast als "Corpus-Christi-Pferd" bezeichnet.

Der Leibkoch war immer dabei

Mit dem Papst reiste ein großer Teil der Kurie. Die genauen Zahlen sind nur schwer zu ermitteln, wie der Historiker feststellen musste. Er hat jedoch einen Fall aufgetan, wo bis zu 1.000 Personen mit dem Papst unterwegs waren.

Eine wichtige Rolle kam dem päpstlichen Leibkoch zu. "Ein ausgezeichneter Küchenchef leistete dabei nicht nur einen essentiellen Beitrag zur Gesundheit des Papstes", erklärt der Historiker. "Zugleich trug er auch zur repräsentativen Wirkung des Papsthofs bei Festmählern durch die Zubereitung von Speisen wesentlich bei." Seinen Erkenntnissen nach war die Küche in einigen Pontifikaten fest in deutscher Hand. In der Amtszeit von Pius II. war ein gewisser Jakob aus Köln päpstlicher Hofbäcker, der den Papst zusammen mit seinen drei Gehilfen begleitete.

Dom Museum Wien Jahresausstellung Mahlzeit Stillleben von Beyeren  / © Dom Museum Wien (Dom Museum Wien)
Dom Museum Wien Jahresausstellung Mahlzeit Stillleben von Beyeren / © Dom Museum Wien ( Dom Museum Wien )

Reich gedeckte Tafel 

Nach seinem feierlichen Einzug fand der Papst nach Erkenntnissen Kasts eine reich gedeckte Tafel vor. Für das Festmahl im April 1459 in Florenz hatte man vorher bereits mehrere Tage in den Wäldern gejagt und sogar lebende Pfauen angeschafft. Diese sahen nicht nur schön aus, sie schmeckten auch gut. Außerdem bemühten sich die Florentiner um Hühner, Tauben und Rindfleisch sowie Fisch in großen Mengen. Für den Nachtisch wurden Mandeln, Marzipan und verschiedenes Backwerk angeschafft, von dem besten Rot- und Weißwein aus der Umgebung ganz zu schweigen.

Probleme in der Fastenzeit

Ein Papstbesuch in der Fastenzeit stellte die Gastgeber vor besondere Herausforderungen, denn statt Fleisch kam dann Fisch auf den Tisch. Als sich Papst Eugen IV. im März 1443 in Siena aufhielt, brachen hektische Aktivitäten aus, als sich herausstellte, dass der Fischbedarf nicht aus nahegelegenen Flüssen und Seen gedeckt werden konnte.

Aber nicht nur die Menschen mussten verpflegt werden, auch die Tiere. Die Pferde und Maultiere benötigten Futter und natürlich auch einen Platz zum Unterstellen. Statt Parkplätzen wie heute waren damals Stellplätze für die Tiere ein knappes Gut.

Der Papst - ein teurer Gast

Zwar wettereiferten die Städte miteinander, den Papst zu beherbergen, aber wenn er dann kam, dann musste bis dahin viel geschehen. Der Historiker erzählt von dem Hickhack um die besten Häuser, die die mitreisenden Kardinäle gerne haben wollten, wenn ihnen die Unterbringung in einem Kloster nicht gefiel. Außerdem musste die Stadt auf Vordermann gebracht werden, sie sollte schön aussehen und gut riechen, wenn der Papst einzog. Dafür wurden kostbare Stoffe und Teppiche aufgehängt, Blumen arrangiert und Weihrauch verbrannt.

Der Papst war ein teurer Gast nach den Erkenntnissen von Christopher Kast. Was von seinen Besuchen blieb, waren Verbesserungen in der Infrastruktur, von denen dann auch die Menschen vor Ort profitierten.

Quelle:
KNA